Sprachaufenthalt Italien, Florenz, Ponte Vecchio

Sprachaufenthalt Florenz Erfahrungsbericht von Mira

Erfahrungsbericht

Mai, 2023 | Mira

Bald beginnt meine Ausbildung an der Hotelfachschule. Neben Englisch muss ich dafür eine zweite Fremdsprache beherrschen. Zudem möchte ich mein Servicepraktikum im Tessin absolvieren. Damit ich sprachlich bereit bin, besuche ich während sieben Wochen die Sprachschule in Florenz.

Meine Italienischkenntnisse aus der Schulzeit sind etwas eingerostet. Zudem war ich nicht die beste Schülerin. In der Hoffnung, meine Skills reichen weiter als Pizza, Pasta und Grazie, reise ich im Zug in die toskanische Stadt.

Kulinarischer Kulturschock

Während sieben Wochen wohne ich in einem typisch italienischen Stadthaus bei Anna. Gemeinsam mit zwei weiteren Studentinnen. Anna zeigt mir nach meiner Ankunft mein Zimmer und macht mich mit den Hausregeln vertraut. «Nessuna visita maschile!» - Kein Männerbesuch, meint sie. Dabei schaut sie mich mit hochgezogener Augenbraue an und hebt mahnend den Zeigefinger. Ich solle mich nicht vom Charme der italienischen Männer blenden lassen. Ich muss lachen. Und bin stolz, dass ich das meiste verstehe.

Nachdem ich mich eingerichtet habe, treffe ich Anna in der Küche. Mit Schürze bekleidet, steht sie hinter einem grossen Topf Pasta. Es riecht köstlich. Ich habe Kohldampf von der Reise und schlage bei der Pasta richtig zu. Als ich fertig bin, stellt sie mir einen Teller mit Fleisch und Gemüse auf den Tisch. Anna meint, Pasta war «Primo», als sie mein verdutztes Gesicht sieht. Ui, eigentlich bin ich ja schon voll. Ich möchte aber nicht unhöflich sein und esse auch den zweiten Gang. Zum Glück. Auf diesen Gaumenschmaus hätte ich nicht verzichten wollen. Das anschliessende «Dolce» kann ich dann natürlich auch nicht ausschlagen. Nach dem Essen hieve ich mich die Wendeltreppe hoch zu meinem Zimmer und frage mich, ob ich nach sieben Wochen wohl noch durch die Haustüre passe. Anna kocht immer drei Gänge, immer frisch, immer lecker. «Un po di vino» dazu darf natürlich nicht fehlen. Beim Esstisch wird immer viel geredet und gelacht. Oft kommen Freunde von Anna spontan vorbei und essen mit. Sie sprechen laut und mit ihren Händen. Machen Witze, die ich oft nicht ganz verstehe. Auch wenn ich mich zu Beginn nicht wirklich an den Unterhaltungen beteiligen kann, gefällt mir die lockere Atmosphäre. Es wirkt alles ungezwungen und unkompliziert.

Kein Cappuccino nach 12 Uhr

Die Sprachschule ABC Firenze ist nur fünf Minuten Fussweg von meiner Unterkunft entfernt. Unterwegs gönne ich mir in einer Bar einen Cappuccino. Der Barista hinter dem Thresen, ein junger gutaussehender Italiener, begrüsst mich mit «Ciao Bella» und zwinkert mir zu. Ich werde rot und muss an Annas Worte denken. Flirten können sie auf alle Fälle, die Italiener.

Sprachaufenthalt Italien, Florenz, Scuola ABC Firenze, Lektionen

Ein angenehmes Umfeld, um Italienisch zu lernen

Im Unterricht werden meine Italienischkenntnisse aufgefrischt. Die Lehrpersonen sind sehr herzlich. Gleichzeitig strikt, wenn's ums Lernen geht. Wir üben die verschiedenen Zeitformen, wichtige Ausdrücke und Redewendungen. Immer wieder hören wir Geschichten und Anekdoten unserer Lehrerin zu einem passenden Thema. Es ist sehr angenehm, in diesem Umfeld eine Sprache zu lernen. Auch Eigenheiten der italienischen Kultur und des Lebensstils sind Teil des Unterrichts. Ich lerne, welche ungeschriebenen Gesetze es bei der italienischen Esskultur gibt. Hier die wichtigsten drei Lektionen:

Parmesan zur Pasta: Wir Schweizer streuen gerne über unsere Pasta noch extra Parmesan. In Italien kommt die Pasta fix fertig zu Tisch. Gehört Parmesan dazu, ist dieser bereits enthalten. Den Käse nachzubestellen, gilt als unhöflich und verfälscht den Geschmack des Gerichts.

Spaghetti schneiden oder noch schlimmer, vor dem Kochen brechen: Traditionell werden in Italien die Spaghetti ganz mit der Gabel aufgerollt. Stehst du mit einem Italiener in der Küche, brichst du ihm das Herz, wenn du die Spaghetti vor dem Kochen zweiteilst.

Cappuccino nach dem Mittag: Die Italiener lieben ihren Kaffee. Am Morgen, beim Frühstück, gerne auch mit Milch. Diese gehört aber an den Frühstückstisch. Nachmittags trinkt man nur noch Espresso. Einen Cappuccino am Nachmittag zu bestellen, ist, als würde man in der Schweiz ein Müsli zum z’Vieri essen.

Ich bin froh, um diese Erkenntnisse. So spare ich mir womöglich das eine oder andere Augenrollen eines Kellners und kriege weiterhin ein Augenzwinkern.

Sprachaufenthalt Italien, Cappucchino

Cappucchino nur zum Frühstück: Essgewohnheiten in Italien

Kochen, Kunst und die malerische Toskana

Die Schule bietet ein breites Freizeitprogramm an. Dort kann ich mein Gelerntes weiter üben. Natürlich besuche ich einen Kochkurs. Vom Aperitivo bis hin zum Dolce machen wir alles selbst. Dabei lerne ich die italienische Esskultur nochmals etwas besser kennen. In Italien ist das Essen nicht nur eine Notwendigkeit, es ist Genuss und gekocht wird immer mit ganz viel Liebe und Leidenschaft.

Nach der Schule entdecke ich die Stadt am Arno. Wer Kunstgeschichtlich interessiert ist, kommt in Florenz auf seine Kosten. Es gibt zahlreiche Sammlungen berühmter Maler zu bewundern. Die Schule hilft bei der Organisation der Entdeckungsreise durch die Kunstgeschichte. Ausserhalb von Museen und Kirchen geniesse ich die malerischen Gässchen und die besonders schönen Brücken. Die Ponte Vecchio ist eine der Berühmtesten. Es lohnt sich, hier mal früh morgens durchzulaufen. Dann ist sie noch nicht mit Touristen überfüllt.

Florenz liegt ideal für Ausflüge in die malerische Toskana. Ich besuche San Gimignano. Die Kleinstadt mit mittelalterlichem Kern hat viel Charme und lädt zum Schlendern und Verweilen ein. Auch Pisa und Lucca liegen sehr nahe und sind mit dem Zug gut zu erreichen. Ich liebe jeweils schon die Fahrten dahin. Suche mir extra einen Fensterplatz. Vorbei an Olivenplantagen, Sonnenblumenfelder und Weinberge. Ich träume von meinem eigenen «casa rurale» inmitten einer Olivenplantage. Vielleicht muss ich mir doch einen Italiener anlachen? Mittlerweile wäre die Sprachbarriere sicher kein Problem mehr. Ob Anna damit einverstanden wäre? Wieder muss ich bei dem Gedanken lachen. Nein, vorerst wartet meine Ausbildung in der Schweiz.

Sprachaufenthalt Italien, San Gimignano

Die malerische Toskana regt zum Träumen an.

Arrivederci, Firenze

Der Abschied nach sieben Wochen fällt mir schwer. Anna und ihre belebte Wohnung werden mir fehlen. Und natürlich ihr Essen. Gegen Ende kann ich mich am Esstisch locker in die Unterhaltung einbringen. Ich verstehe sogar die meisten Witze.

Ich bin mir sicher: Dank des Sprachaufenthalts werde ich meine Gäste im Servicepraktikum problemlos und mit einem Augenzwinkern bedienen können.

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