Sprachaufenthalt Italien, Venedig, Carnevale

Sprachaufenthalt Venedig Erfahrungsbericht von Lara

Erfahrungsbericht

November, 2024 | Lara

Stazione di Venezia Santa Lucia, kurz vor Sonnenuntergang. Ich steige aus dem Zug. Der Geruch ist einzigartig – eine Mischung aus Salz und altem Holz. Mein Kopf versucht, alles gleichzeitig zu verarbeiten. Ich höre das Klappern von Koffern auf den Pflastersteinen und das Murmeln in verschiedenen Sprachen um mich herum. Der erste Blick auf den Canal Grande. Das Wasser glitzert in der Sonne. Ein Vaporetto tuckert vorbei. Die Wellen schlagen rhythmisch gegen die Ufersteine. Dann sehe ich sie: ein älteres Paar mit einem handgeschriebenen Schild, auf dem mein Name steht. Maria und Luigi. Sie winken mir zu und lächeln so warm, dass ich alle Nervosität verliere. Luigi beginnt sofort zu reden – auf Italienisch, schnell, mit grossen Gesten. Ich verstehe nicht alles, aber das spielt keine Rolle. Seine Stimme klingt freundlich, seine Hände erzählen Geschichten, und ich nicke einfach und lächle zurück. Luigi nimmt meinen Koffer, Maria hakt sich bei mir unter, und wir gehen los. Durch schmale Gassen. Es ist keine hektische Stadt, keine, die von Verkehrslärm übertönt wird. Stattdessen ist es das Plätschern des Wassers, das die Geräuschkulisse bestimmt.

Sprachaufenthalt Italien, Venedig, Kanal

Wer neugierig ist, was sich in den dichten Vierteln hinter der Piazza San Marco verbirgt, wird das echte venezianische Leben entdecken

ANGEKOMMEN IN DORSODURO

Mein neues Zuhause liegt in einer ruhigen Gasse im Stadtteil Dorsoduro. Maria öffnet die Tür - schwer, aus dunklem Holz. Mein Magen knurrt, und Maria lacht. „Sei affamata?“ – Bist du hungrig? Ich nicke, und sie führt mich in die Küche. Der Raum ist gemütlich und voller Leben. Über dem Esstisch hängt ein altes Foto, daneben eine Uhr, die vor sich hin tickt. Auf dem Tisch stehen frische Oliven, ein Laib Brot und eine Flasche Wein. Ich fühle mich willkommen, obwohl wir kaum miteinander reden können. Es ist die Wärme, die mich einnimmt – das Lächeln, die kleinen Gesten. Maria zeigt mir mein Zimmer. Ein kleines Fenster gibt den Blick auf einen Kanal frei. Das Licht der Abendsonne spiegelt sich im Wasser und wirft tanzende Muster an die Wände. Einfach, aber schön. Ich setze mich aufs Bett und lasse alles auf mich wirken. In der Ferne klappert Geschirr, eine leise Stimme, die ein italienisches Lied summt. Ich bin angekommen. Und plötzlich fühlt sich alles ganz leicht an.

Sprachaufenthalt Italien, Venedig, Kanal

Plätschern vom Wasser bestimmt die Geräuschkulisse - Die Fassaden sind abgenutzt, aber genau das macht sie so charmant

WENN ICH DIE WÖRTER NACHSPRECHE, MERKE ICH, WIE VIEL MUSIK IN DIESER SPRACHE STECKT

Der Morgen beginnt mit einem starken Kaffee. Vor der Haustür - eine kleine Brücke. Ich lehne mich ans Geländer und schaue hinunter aufs Wasser. „Das hier ist mein Schulweg – unglaublich.“ Die Pflastersteine unter meinen Füssen sind glatt und unregelmäßig. Vor mir öffnen sich verwinkelte Gassen, die wie gemalte Kulissen wirken. Die Fassaden sind abgenutzt, aber genau das macht sie so charmant. Wäscheleinen spannen sich von Fenster zu Fenster, die Farben der Stoffe leuchten im Morgenlicht.

Im Istituto Venezia prallen Kulturen aufeinander. Signora Chiara steht vor unserer Klasse mit einer wilden Lockenmähne und einem breiten Lächeln. Ihre Hände sind ständig in Bewegung, während sie spricht, als würde sie die Worte in die Luft malen. „Buongiorno a tutti!“ Ihre Stimme klingt wie Musik. Diese Frau liebt ihre Sprache. Ihr Enthusiasmus steckt an. Selbst einfache Sätze klingen bei ihr wie Gedichte. Sie fordert uns auf, uns vorzustellen - auf Italienisch. Mein Herz klopft schneller. Es ist mein erster Satz in einer Sprache, die ich erst noch lernen muss, aber ich sage ihn trotzdem – und als sie lächelt und nickt, fühle ich mich bestärkt. Neben mir sitzt Emily aus Boston. Sie hat einen Notizblock, der mit kleinen Skizzen gefüllt ist. Dann Pierre aus Frankreich, der immer wieder charmant lächelt. Er sagt, er sei gekommen, um sich in die Stadt zu verlieben – in das Essen, die Kultur, vielleicht auch in eine Person. Und schliesslich Lena aus Deutschland. Sie hat eine präzise Art, Dinge zu erklären, und lacht über die vielen sprachlichen Stolpersteine. Signora Chiara schreibt die ersten Wörter an die Tafel: Ciao, Come stai?, Bene, grazie. Es klingt einfach, aber wenn ich die Wörter nachspreche, merke ich, wie viel Musik in dieser Sprache steckt. Italienisch ist Rhythmus, Melodie, Gestik. Chiara fordert uns auf, laut zu sprechen. „Non abbiate paura!“ – Habt keine Angst! Sie will, dass wir die Sprache leben, nicht nur zu lernen.

Sprachaufenthalt Italien, Venedig, Instituto Venezia, Schüler

Instituto Venezia – Bootsfahrt nach dem Unterricht

VON SAN MARCO BIS CANNAREGIO

Die Sonne steht hoch am Himmel, und der Markusplatz liegt wie ein riesiges, lebendiges Gemälde vor uns. Der erste Eindruck: Menschen, überall Menschen. Aber sie gehören dazu – sie sind Teil dieses faszinierenden Spektakels. Touristen mit Kameras, Strassenkünstler, die mit Kreide Porträts auf das Pflaster zeichnen, und überall dazwischen die allgegenwärtigen Tauben. Ein Musiker spielt eine melancholische Melodie auf seiner Geige. Ich lasse meinen Blick schweifen. Die Fassade des Dogenpalastes leuchtet rosafarben in der Nachmittagssonne. Die Säulen und Mosaiken der Basilika San Marco glitzern, als wären sie mit Gold bestäubt. Es ist unmöglich, sich dem Zauber dieses Ortes zu entziehen. Es fühlt sich an, als würde die Zeit hier langsamer fliessen. Je weiter wir uns vom Trubel entfernen, desto ruhiger und authentischer wird es. Wir landen in einer kleinen Bar an einem Kanal. Nur vier Tische, dicht gedrängt, direkt am Wasser. Das Licht der Sonne malt glitzernde Muster auf die Oberfläche. Wir bestellen Aperól Spritz. Dazu gibt es Cicchetti – kleine venezianische Häppchen: Belegte Panini und Crostini mit Baccala Creme, Sardinen in Saor, Sfoglie di Mozzarella, pikante Polpettine und typisch venezianische Tramezzini. Am Abend zieht es uns nach Cannaregio. Der Stadtteil wirkt etwas ruhiger, aber nicht weniger lebendig. Wir entdecken eine winzige Trattoria. Die Tische sind mit karierten Tüchern gedeckt, und überall flackert Kerzenlicht. Die Schatten tanzen auf den alten Steinwänden. Der Kellner bringt uns Risotto mit Meeresfrüchten – cremig, dampfend, perfekt gewürzt.

Sprachaufenthalt Apéro Platte

Cicchetti – Fingerfood auf venezianisch

INSELHOPPING

Das Vaporetto gleitet über das Wasser. Der Fahrtwind weht uns ins Gesicht, frisch und ein wenig salzig. In der Ferne taucht Murano auf. In einer kleinen Werkstatt sehen wir Glasbläsern bei der Arbeit zu. Die Öfen glühen, die Luft scheint zu flimmern. Es ist heiss, fast unerträglich, aber ich bin sofort gebannt von dem, was vor mir geschieht. Ein Glasbläser zieht eine glühende Masse aus dem Ofen, die aussieht wie flüssiges Feuer. Mit geschickten Bewegungen formt er die Kugel, dreht sie, pustet hinein, und langsam nimmt sie Gestalt an. Es entsteht eine Vase, filigran und vollkommen.

Burano ist eine Fischerinsel mit knallbunten Häusern. Beim Flanieren meldet sich der Hunger, und wir kehren ein in eine unscheinbare Trattoria. Der Duft von frisch zubereitetem Fisch und Meeresfrüchten erfüllt die Luft und macht die Entscheidung leicht. Zur Vorspeise gönnen wir uns eine Auswahl an Antipasti – ein Fest für alle Sinne. Die Platte ist reichlich gefüllt mit allen Schätzen, die die Lagune hergibt: zarte Shrimps, würziger Tintenfisch, saftige Muscheln. Für die Hauptspeise wählen wir eine Grigliata Mista, eine bunte Mischung aus gegrilltem Fisch und Meeresfrüchten, köstlich und auf den Punkt zubereitet. Alles fügt sich zu einem perfekten Moment. Die Sonne sinkt tiefer. Die Häuser spiegeln sich im Wasser. Der Himmel verfärbt sich in tiefes Orange und Lila. Inselhopping in Venedig – das sind Momente, die sich tief ins Herz einprägen.

Sprachaufenthalt Italien, Venedig, Carnevale

San Marco – Prachtvolle Gewänder und kunstvoll verzierte Masken

VENEDIG IM KARNEVAL - EIN EINZIGES, GROSSES THEATERSTÜCK

In meiner letzten Woche wandelt sich Venedig – eine Mischung aus Aufregung und Magie. Menschen in prachtvollen Gewändern und kunstvoll verzierten Masken huschen durch die Strassen. Sie bewegen sich mit einer fast schon surrealen Eleganz durch die engen Gassen, als hätten sie sich aus einer anderen Zeit hierher verirrt. Farben, Federn, Glitzer – alles leuchtet im weichen Licht der Wintersonne. Ich höre das sanfte Rascheln von schweren Stoffen, das Klappern von Absätzen auf dem Kopfsteinpflaster. Masken verbergen die Gesichter. Geheimnisvoll und faszinierend. Wer sind diese Menschen? Touristen oder Einheimische? Egal - für den Moment gehören sie zu dieser Bühne. Ein Paar in prächtigen barocken Gewändern schwebt über eine kleine Brücke, ihre Roben berühren kaum den Boden. Sie posieren wie in Zeitlupe. Ihre Bewegungen sind bedächtig, fast theatralisch. Wie Figuren aus einem venezianischen Gemälde. Wir verlieren uns in der Menge. „Als wären wir in einem anderen Jahrhundert“ - Emily bewundert eine Frau in einem aufwendigen Kleid. Pierre zieht immer wieder sein Handy hervor. „Das muss ich festhalten“.

Der Karneval in Venedig ist keine laute Party. Es ist ein leises, fast melancholisches Schauspiel, das die Stadt in eine Bühne verwandelt. Jede Gasse, jeder Platz erzählt eine Geschichte. Und wir sind mittendrin.  Fasziniert und verzaubert von der Eleganz und der zeitlosen Schönheit.

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