Sprachaufenthalt Florenz Erfahrungsbericht von Angela
Erfahrungsbericht
Oktober, 2023 | Elodie Kralj
Zu Beginn dieses Jahres entschied ich mich endlich meinen langersehnten Traum zu erfüllen. Ich möchte Italienisch lernen, und zwar in Florenz. Diese Entschlossenheit hatte ich nicht immer. Früher drehte sich mein Leben stets um die Familie. Meine Kinder sind nun erwachsen, haben selbst schon Kinder und stehen mit beiden Beinen im Leben. Jetzt ist mir langweilig und genau zu dem Zeitpunkt kommt der eine Wunsch wieder zum Vorschein. Aber bin ich nicht zu alt dafür? Ich, mit meinen 57 Jahren, fast pensioniert, aber noch fit wie ein Turnschuh. Definitiv nicht.
Florenz, die Kathedrale Santa Maria del Fiore
Die Reise meines Lebens beginnt
Koffer sind gepackt, meine Route steht bereit. Ich mache mich auf den Weg nach Florenz. Ganz allein. Ich entschied mich für eine Zugreise, denn ich lese gerne. So habe ich bestimmt genug Zeit, mich auf die vier Wochen in Florenz einzustimmen. Die Geschichte in meinem Buch handelt von einer Frau, die in Florenz ihr grösstes Abenteuer erlebt. Passt wie die Faust aufs Auge, denke ich mir.
Nach knapp sechs Stunden Zugfahrt komme ich endlich an. Ziemlich im Stadtkern. Besser für mich, so gehe ich lediglich ein paar Minuten zu meiner neuen Wohnung auf Zeit. Ich habe mir über Airbnb eine Einliegerwohnung gebucht. Die Besitzerin erwartet mich bereits und nimmt mich direkt in den Arm. Ich verstehe nur wenig von dem, was sie mir sagt, aber ich fühle mich pudelwohl. Dieses Wort passt perfekt, denn Maria besitzt einen kleinen weissen Pudel namens Monki. Sie zeigt mir die hübsche kleine Wohnung und gibt mir ein Blatt mit allen wichtigen Informationen. Zuletzt steht: „Io ci sono sempre, anche per chiaccerate e un caffé“. Heisst so viel wie: Ich bin immer für dich da, auch für einen Schwatz und Kaffee. Schön zu wissen.
Maria hat bereits gekocht und fragt, ob ich mit ihr essen möchte. Na klar, wer lässt sich schon gutes italienisches Essen entgehen? Beim Gespräch erfahre ich, dass wir ungefähr gleich alt sind und viele Gemeinsamkeiten haben. Eine bedeutende ist, das Interesse für Kunst und Kultur. Wir schmieden bereits Pläne für meine Freizeit nach der Schule. Wir freuen uns schon sehr, fast wie Teenager.
Florenz, die Sonne geht langsam unter
Der erste Schultag
Ich treffe Maria erneut am nächsten Morgen. Sie hat bereits eine Mokka aufgesetzt und mir ein paar Kekse und frische Cornetti hingestellt. Ich schätze, das ist das typische „Z’Morge“ hier. Ich geniesse jeden Schluck und das süsse, mit Aprikosenkonfitüre gefüllte, „Gipfeli“. Maria meint, dass sie auf den Markt gehen, müsse. Daher begleitet sie mich zur Sprachschule. Wie alte Freundinnen verabschieden wir uns vor dem Schulhaus. Sie holt mich später wieder ab und dann gehen wir Mittagessen.
Plötzlich fühle ich eine gewisse Nervosität. Das ist doch gut, richtig? Meine Lehrerin Adriana begrüsst mich freundlich. Sie begleitet mich in einen Raum. Hier mache ich wohl meinen Einstufungstest. Später befinde ich mich in der Klasse. Der jüngste ist 40 Jahre alt. Ich bin aber längst nicht die älteste, da ist noch jemand. Sie ist 65 Jahre alt. Hätte ich nie gedacht.
Der Anfängerkurs ist sehr gut gegliedert. Wir beginnen mit einer Geschichte und über die Lektionen werden wir immer wieder dahin zurückversetzt. Voci, Grammatik und Rollenspiele – immer in der Geschichte. Das ist wunderbar. Der Unterricht fühlt sich deshalb nicht steif an und spielt mitten im Leben. Wir lernen keine Sätze, die wir nie brauchen würden. Sondern solche, die ich am Nachmittag mit Maria gleich anwenden kann.
Meine Klasse ist klein, es sind insgesamt acht Personen. Wir verstehen uns gut, lachen viel und interessieren uns für unsere Herkunft. Es eröffnet sich mir eine unbewusste Tür zur Welt. Und ich merke, wie ich mich für die Kulturen begeistern kann und mir im Kopf neue Ziele setze. Was für ein Gefühl. Das ist mein zukünftiger Lebensinhalt. Neue Welten entdecken.
Die Scuola ABC Firenze, bietet noch einige Aktivitäten nebst dem Lernen. Mit Sabine aus Frankreich schreibe ich mich in den Kurs für Kunst und Kultur ein. Ich kann mich gut mit Sabine verständigen. Französisch spreche ich ein wenig wegen meines Berufes. Sie wohnt an der Schweizer Grenze und kann daher ein wenig Deutsch. Eine super Mischung.
Scuola ABC Firenze, in der Klasse
Kunst, Kunst, Kunst & Kultur!
Ich habe Maria mittlerweile Sabine vorgestellt und wir drei verstehen uns super. Nach dem Unterricht zieht es uns meistens in die Innenstadt. Wir schlendern durch die Gassen und besuchen viele Museen und Kirchen. Eine bessere Reiseführerin als Maria könnten wir uns nicht vorstellen. Wir sahen bereits weltberühmte Uffizien und standen sprachlos vor Botticellis „Geburt der Venus“. Heute besteigen wir aber die Kuppel des Doms. Ein atemberaubender Blick über diese beeindruckende Stadt.
Wir machen eine Pause in einem der vielen versteckten Innenhöfe und beobachten das bunte Treiben der Strassenkünstler. Auch die Märkte hier dürfte man als Kunst bzw. Kultur betrachten. Erstaunlich, wie die Anwohner die Märkte betreiben und nutzen. Frische Früchte, frisches Gemüse und duftende Kräuter. Herrlich.
Die toskanische Küche ist definitiv eine Offenbarung. Wir sitzen oft zu zweit oder zu dritt in einer Osteria und bestellen diverse Sachen. Wir müssen schliesslich alles probieren. Monki ist natürlich immer und überall dabei, er probiert schliesslich mit. Bistecca alla Fiorentina, Tiramisu in allen Varianten und cremige Gelati. Ein Gaumenschmaus. Ich könnte den ganzen Tag hier sitzen und immer wieder etwas probieren. Auch Maria kocht hervorragend. Viele Abende sitzen wir zu Hause am Tisch. Lernen, wie Maria ihre Gerichte vor- und zubereitet. Wir schreiben uns viel auf. Am Schluss besitzen wir ein fast volles Rezeptbüchlein. Ich freue mich schon auf meine Kinder und ihre Meinung zu den neu erlernten Gerichten.
Was erstaunlich ist, obwohl ich Anfängerin bin, fällt mir die Sprache nicht mehr so schwer. Ich spreche Italienisch. Es ist sitzt zwar nicht alles immer so wie es soll, aber Maria versteht mich. Das ist alles, was zählt. Ich freue mich sehr über die Fortschritte. Adriana, meine Lehrerin, bemerkt das auch und ermutigt mich bereits für den nächsten Sprachaufenthalt.
Uffizie in Florenz
Man muss gehen, wenn es am schönsten ist
Die Wochen verstreichen wie im Flug. Die letzten Tage brechen an. Maria meint, Pisa musst du noch sehen, bevor du nach Hause gehst.
Ich gehe vorher aber noch das letzte Mal zur Schule. Es ist Freitag. Viele sind heute zum letzten Mal hier und ein paar Tränchen fliessen. Mit Sabine werde ich aber in Kontakt bleiben. Adriana verspreche ich, dass wir uns nicht das letzte Mal gesehen haben, und dann verabschiede ich mich.
Am Samstag hat Maria für uns einen Tag in Pisa geplant. Wir fahren mit dem Zug dahin. Nach knapp einer Stunde Fahrt sind wir schon da. Eine wunderschöne Stadt. Wir schlendern durch die Strassen, ein Kaffee da und einer dort. Das nenne ich Quality-Time oder tempo per me. Der schiefe Turm ist wirklich ziemlich schräg. Ich war als Kind schon mal hier, aber so schief hatte ich den nicht in Erinnerung. Nach einem ereignisvollen Tag setzen wir uns in ein gemütliches kleines Restaurant. Ich bestelle mir einen grossen Teller Ravioli al Tartufo und geniessen jeden Bissen.
Am Sonntagmorgen bereite ich alles für die Rückreise vor. Setze mich ein letztes Mal mit Maria hin und trinke in Ruhe meinen Kaffee. Ich bedanke mich bei Maria. Es ist kein Abschied für immer, denn ich habe sie zu mir in die Schweiz eingeladen. Wir werden zusammen Neujahr feiern.
Ciao Maria, grazie di tutto e a presto!
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