Sprachaufenthalt Sestri Levante Erfahrungsbericht von Diana
Erfahrungsbericht
September, 2024 | Diana
Ich bin Diana aus Zürich. Mein Leben? Ist eine Mischung aus Büroalltag, Netflix-Marathons und dem verzweifelten Versuch, eine Pflanze am Leben zu halten. Warum eine Sprachreise? Na ja, es war Zeit, meinem Alltag ein wenig Dolce Vita einzuhauchen. Klar, ich könnte auch in Zürich ein Italienischbuch wälzen, aber wo bleibt da der Spass? Italien und ich – das ist so eine Art Liebesgeschichte. Köstliche Pasta. Der Duft von Espresso. Und dazu diese Sprache, wo sogar Fluchen irgendwie romantisch klingt. Also setzte ich mich in den Zug, stellte Roaming und Arbeit ab und als die ersten italienischen Bahnhöfe auftauchten, wich meine Nervosität einer wohltuenden Gelassenheit.
IRGENDWIE HABE ICH DAS GEFÜHL, DASS SIE MEINE SPRACHFEHLER LIEBEN
Der Zug rollt vorbei an schneebedeckten Alpengipfeln bis zum Mittelmeer. Ich fühle mich wie in einem kitschigen Liebesfilm – nur dass der Hauptdarsteller neben mir laut schnarcht. Nach sieben Stunden erreichen wir Sestri Levante. Heiss ist es. Die Sonne brennt herunter. Die Taxifahrt zur Gastfamilie ist kurz, aber aufregend. Kaum lassen wir den Bahnhof hinter uns, sind wir auch schon im Gassengewirr der Altstadt. Noch einmal abbiegen, autsch, das war knapp, und wir stehen vor einem Haus, das sich als charmantes, typisch italienisches Heim entpuppt. „Hier werde ich also die nächsten Wochen verbringen“, denke ich mir. Mein Kopf ist am Explodieren vor all den Eindrücken. Die Tür geht auf und ich werde mit einem strahlenden „Benvenuta, Diana!“ empfangen. Meine Gastmutter, Francesca, umarmt mich herzlich. Ich versuche vergeblich, meine drei Brocken Italienisch zusammenzukratzen. Egal. Das Haus ist gemütlich und typisch italienisch eingerichtet – mit einer Terrasse, von der man einen atemberaubenden Blick auf das Meer hat. Ich fühle mich sofort wie zu Hause. Die Grossfamilie ist herzlich, offen und sofort bereit, mir die ersten italienischen Wörter beizubringen. Das Abendessen gleicht einem Festmahl - Von Bruschetta über hausgemachte Pasta bis hin zu einem unvergesslichen Tiramisu – alles mit so viel Liebe zubereitet. Mit gebrochenem Italienisch und einem Schwall von Gesten versuche ich, die Ereignisse des Tages zu schildern. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie meine Sprachfehler lieben.
WO SICH KULTUREN UND CHAOS TREFFEN
Der erste Schultag! Wer kennt das nicht: Die Nervosität, das Kribbeln im Bauch, und dann dieser „Was habe ich mir bloss dabei gedacht?“-Moment. Bewaffnet mit Google Maps verlasse ich das Haus. Bambini tollen herum. Menschen eilen ins Büro oder gehen ihrem Gewerbe nach. Locals haben unheimlich wichtige Dinge zu besprechen und ein paar ältere Herren plaudern im coolen Italo-Rentner-Chic auf der Piazza. Mein Weg führt Richtung Strand. Die Sonne schiebt sich über die Gipfel der Ligurischen Apenninen. Das Meer ist glatt, wie ein Spiegel. „Wenn es einen perfekten Schulweg gibt, dann ist es dieser. “, denke ich mir. Die Scuola ABC gleicht einem Palazzo, der Lust auf Lernen macht – oder zumindest darauf, sich auf die Terrasse zu setzen und einen Espresso zu geniessen. „Ciao Diana, benvenuta!“ – und schon war ich mittendrin. Unsere Lehrerin, Giovanna, beginnt den Unterricht mit einem simplen „Come ti chiami?“ und es dauert keine fünf Minuten, bis das Klassenzimmer in einem Sprachsalat aus Namen, Herkunftsländern und gebrochenem Italienisch versinkt. Darunter mein „Mi chiamo Diana“ – perfekt unperfekt. Meine Mitschüler sind bunt gemischt. Carlos aus Spanien wirkt ein wenig übermotiviert. Emily aus Australien schlägt sich im Italienisch ähnlich gut wie ich – nämlich mit einem unüberhörbaren Akzent. Und Lars aus Norwegen, mit seiner ruhigen Art, ist irgendwie der Fels in der Brandung. Giovanna macht mit ihrer Mimik und Gestik jeden Satz zu einem kleinen Theaterstück. Sie versteht es, uns die Angst zu nehmen. „Redet einfach! Egal wie viele Fehler ihr macht. Das Wichtigste ist, dass ihr euch traut.“ Die Lektionen sind alles andere als langweilig. Grammatik? Klar, aber serviert mit einer Prise Humor und viel Charme. Vokabeln? Ja, aber eingebettet in Geschichten über das echte Leben. Der Vormittag vergeht wie im Flug und ich ertappe mich dabei, wie ich am Ende gar nicht aufstehen will.
EIN MIX AUS EINFACHHEIT UND SCHÖNHEIT
Sobald die letzte Grammatikregel besprochen und die letzte Vokabel geübt ist, führt mein Weg zum Strand, schliesslich liegt er direkt vor der Tür. Mit einer grossen Portion Gelato (man lernt besser mit Zucker, das ist wissenschaftlich bewiesen… glaube ich). Die Gespräche der Menschen um mich herum reichen von tiefgründigen Diskussionen über die beste Pasta-Form bis hin zu hitzigen Debatten über Fussball. Und das Beste: Ich verstehe immer mehr davon. Kleine Erfolgserlebnisse, die ich jedes Mal mit einem stillen „Brava, Diana!“ feiere. Schwimmen. Sonnen. Dösen. Eis essen. Lesen. Einfach nur dasitzen und das Leben geniessen – das ist echtes „Dolce far niente“ in seiner reinsten Form. So lässt es sich leben. Wenn die Sonne sich langsam dem Horizont nähert und Sestri Levante in goldenes Licht taucht, beginnt der zweite Teil des Tages. Die Altstadt ist ein wahres Juwel – enge, verwinkelte Gassen, kleine Boutiquen, und überall das sanfte Murmeln von Gesprächen, die aus den Cafés dringen. Für mich gibt es nichts Schöneres, als den Abend mit einem Spritz zu beginnen und einfach das Treiben zu beobachten. Die Menschen, die hier entlang schlendern, scheinen alle Zeit der Welt zu haben, und ihre Gelassenheit wirkt ansteckend. Unsere Lieblings-Trattoria ist winzig. Und von aussen kaum als solche zu erkennen. Innen sechs Tische. Was es zu essen gibt, steht mit Kreide auf einer Tafel geschrieben. Die Nonna steht persönlich in der Küche und kocht mit einer Hingabe, die man mit jedem Bissen schmeckt. Die Abende enden im Hafen. Das sanfte Plätschern der Wellen, das leise Stimmengewirr und das warme Licht der Laternen - Es ist ein Mix aus Einfachheit und Schönheit, der Sestri Levante so besonders macht.
CINQUE TERRE – FÜNF DÖRFER AUF EINER FELSIGEN HALBINSEL
Bevor wir überhaupt in den Mietwagen steigen, muss erst einmal geklärt werden, wer fährt. Ich krame meinen Führerschein hervor. „Challenge accepted“, denke ich mir und übernehme das Steuer. Unser Fiat macht einen Satz nach vorne, rumpelt über die Bordsteinkante und schiesst auf den Kreisverkehr hinaus. Die Strasse nach Cinque Terre führt durch eine atemberaubende, schwindelerregend kurvige Landschaft. Die Abhänge werden immer steiler. Ich versuche, das Auto sicher durch die Serpentinen zu manövrieren, während meine Mitfahrer vor Aufregung laut johlen oder sich ängstlich an den Türgriffen festhalten. Der Blick auf das glitzernde Meer tief unter uns macht jede Anstrengung mehr als wett. Kaum lassen wir die Ortseinfahrt hinter uns, sind wir im engen Gassengewirr gelandet. „Seid ihr sicher, dass wir hier um die Ecke kommen?“ Ich ernte nur Achselzucken. Hinter jeder Biegung wird es noch verwinkelter. Wir klappen die Rückspiegel ein. Augen zu und durch. Die Cinque Terre sind fast zu schön, um wahr zu sein. Pastellfarbene Häuser kleben regelrecht an den steilen Hängen. Schmale Gassen schlängeln sich bis zum Wasser. Fischerboote schaukeln in den Häfen. Dazwischen liegen terrassenförmige Weinberge und Olivenhaine. Duft aus Lavendel und Wildkräutern mischt sich in die Meeresluft. Und von überall ein atemberaubender Ausblick auf das azurblaue Mittelmeer. „Hier könnten wir den ganzen Tag bleiben“, meint Carlos, und ehrlich gesagt, wäre das keine schlechte Idee. Aber wir haben ja ein Programm! Also schlendern wir durch die Gassen und machen Fotos. Ein Espresso hier, ein kleines Gelato da. Mal munteres, mal beschauliches Piazzetta-Leben. Immer mit schaukelnden Fischerbooten und Yachten vor der Tür. Ein Café, eine Bar, ein Lokal reiht sich an das nächste. Und plötzlich scheint die Zeit stillzustehen. Wir setzen uns in ein kleines Restaurant und bestellen hausgemachte Pasta - Trofie di Recco mit Pesto aus ligurischem, kleinblättrigem Basilikum – ebenso einfach wie gut. Gegen Abend noch ein Spritz als Sundowner. „Der Chef meint`s gut mit uns und der Dosierung“, denke ich, während wir auf das tiefblaue Meer blicken. Es fühlt sich an, als wären wir alle schon ein bisschen italienischer geworden.
WO PORTOFINO GLÄNZT UND SCHILLERT, IST CAMOGLI GEMÜTLICH, BODENSTÄNDIG UND VOLLER CHARME
Die Sonne scheint, der Wind weht sanft, und das Meer glitzert in der Morgensonne. Wenn das kein vielversprechender Anfang für einen Bootsausflug ist. Schon beim Anlegen in Portofino ist klar: Hier spielt das Leben eine andere Melodie. Bunte Häuser scharen sich rund um den Hafen. Edle Boutiquen reihen sich aneinander. „Hier kann man sich ja richtig klein fühlen“, meint Emily mit einem grinsenden Blick auf die Luxusjachten. Gemütliche Cafés und Restaurants zieren die Promenade. Kellner huschen mit gekühltem Spumante und dezent perlendem Wasser zwischen den Holzstühlen umher. Wir gönnen uns ein Glas Wein, etwas Schinken, Salami und Focaccia. Hierzulande schmeckt Focaccia ja oft so, dass man lieber in einen Bierdeckel beissen möchte. In Portofino gibt es eines, das man nirgendwo besser bekommt - von der einfachen, aber göttlichen Version mit Olivenöl und Salz bis hin zur reich belegten Variante mit Käse und frischen Tomaten. Eine Geschmacksexplosion, die uns alle verstummen lässt (zumindest für die Dauer des Essens). Wo Portofino glänzt und schillert, ist Camogli gemütlich, bodenständig und voller Charme. Ein altes Fischerdorf. Die Hauptstrasse führt am Hafen entlang und an typischen ligurischen Wohnhäusern vorbei. Alles ist ein bisschen langsamer, ein bisschen einfacher – und genau das macht es so schön. Wir spazieren durch die engen Gassen, vorbei an alten Kirchen und kleinen Geschäften und setzen uns in ein Restaurant direkt am Wasser. Der Besitzer verspricht uns die besten Meeresfrüchte der Gegend. Und er hält sein Versprechen. Die Pasta mit frischen Muscheln ist ein Gedicht. Dazu ein Glas Wein. Die Sonne steht schon tief, als wir wieder in unser Boot steigen. Sie taucht den Himmel in satte Farben. Das Wasser glitzert. Wir geniessen die letzten Strahlen. Einer dieser magischen Momente, in denen man sich wünscht, die Zeit anhalten zu können.
Sestri Levante ist zu einem zweiten Zuhause geworden. Als ich mich von meinen Gasteltern verabschiede, verspreche ich ihnen, zurückzukehren – und das meine ich auch so. Wir umarmen uns lange, und obwohl meine Italienischkenntnisse immer noch bescheiden sind, ist kein einziges Wort notwendig, um meine Dankbarkeit und Zuneigung zu vermitteln.
Tags: Erwachsene, Italien, Italienisch, Scuola ABC Sestri Levante, Sestri Levante
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