Als ich in Nosara (Costa Rica) ankam, war es für mich wie in der Masoala-Halle in Zürich. Ich sah Pflanzen und Tiere, die ich nur aus dem Zoo kannte. So konnte ich auf meinem Schulweg zum Nosara Spanish Institute beispielsweise ganze Affenfamilien beobachten. Mit der Zeit habe ich mich an mein exotisches Umfeld gewöhnt. Immer wieder beeindruckend, einzigartig und wunderschön waren und blieben aber die Begegnungen mit Meeresschildkröten.

Einige Kilometer nördlich von Nosara gibt es einen Strand, an dem zur Hochsaison Hunderte von Bastardschildkröten ihre Eier ablegen. In Nosara kommen sie auch vor, nur etwas weniger zahlreich. Die Organisation „TORTUGuiones“ hat es sich zum Ziel gesetzt, die Tiere zu schützen. Die Sprachschule Nosara Spanisch Institute hat mir einen Kontakt vermittelt und so meldete ich mich als Volontärin. Ich half dabei, den Strand durchzunummerieren. So können andere Freiwillige, die regelmässig den Strand abmarschieren und nach Spuren von Schildkröten Ausschau halten, angeben, bei welcher Nummer sie etwas gefunden haben. Dieses Monitoring war auch meine Hauptaufgabe. Jeden zweiten Morgen ging ich vor der Schule an den Strand. Falls ich etwas sah, protokollierte ich es, damit TORTUGuiones herausfinden kann, wie viele Schildkröten wann genau wohin kommen.

Meistens sah ich neben Vögeln und Krabben keine weiteren Tiere. An einem Morgen hätte ich aber beinahe ein kleines „Chrötli“ zertrampelt. Ich sah es noch früh genug und schaute ihm fasziniert zu, wie es zielstrebig zum Meer hinunter watschelte. Als ich mich umsah, merkte ich, dass der ganze Strand voll von den Kleinen war. Etwas weiter oben fand ich dann auch das Nest, in dem sich weitere „Schildchrötli“ parat machten für den anstrengenden Marsch zum Wasser. Ich schaute dem Treiben etwa eine halbe Stunde zu und sorgte dafür, dass die Tiere nicht von Hunden, Vögeln oder Menschen gestört wurden.

Eine Woche später hatte ich gleich nochmals Glück. Diesmal führte mich eine breite Spur im Sand zu einer ausgewachsenen Schildkröte, die ihre Eier legte. Ich setzte mich in einiger Entfernung hin und schaute zu, wie sie ein Loch buddelte, die Eier hineinlegte, sie mühsam wieder mit Sand zudeckte und anschliessend den Rückweg ins Meer antrat. Diese Heidenarbeit, die die Tiere in einer Ruhe leisten, hat mich sehr beeindruckt. Das waren Erlebnisse, die ich so schnell nicht vergessen werde.
Lies auch den zweiten Artikel von Deborah: „Gemütlicher Alltag in Nosara„