
Seit über 16 Monaten sind meine Freundin Gabriella und ich mit unserem 30-jährigen VW-Bus von Nord- nach Südamerika unterwegs. Einigen wird die Strecke als berühmt-berüchtigte Panamericana ein Begriff sein.
Sprachliche Komfortzone verlassen
Wir starteten damals in Seattle, an der US-Westküste. Und schon nach drei Monaten hiess es für mich, meine sprachliche Komfortzone in den USA zu verlassen und mit Mexiko das erste spanischsprachige Land zu bereisen. Für meine Gabriella kein Problem, sind ihre Eltern doch Argentinier. Mein Vater ist zwar Spanier, aber bei uns daheim haben wir nie Spanisch gesprochen. Von meiner spanischen Grossmutter lernte ich aber, zumindest einiges zu verstehen.
Viele Leute fragen uns auf Social Media, ob es denn wirklich nötig sei, auf der Panamericana Spanisch zu sprechen. Die meisten sind bereits reiseerfahren und wissen, dass man zumindest in den touristischeren Gegenden immer mit Englisch zurecht kommt. Doch das ist genau der grosse Unterschied zwischen einem Roadtrip und einer Reise mit dem Rucksack.
Spanisch abseits der Touristenwege
Wer mit dem eigenen Auto unterwegs ist, befährt automatisch sehr untouristische Gegenden. Man muss tanken, WCs finden, Campingplatz-Preise verhandeln – all das mit Menschen, die ausschliesslich Spanisch sprechen.

Natürlich geht es auch ohne Spanisch irgendwie. Wir kennen viele Überlandreisende, die kein Spanisch sprechen und durchkommen. Doch die Frage, die man sich stellen muss, ist: Will ich nur durchkommen oder will ich echte Begegnungen? Will ich mich nur verständigen oder will ich auch den Witz verstehen, den der Tankstellenwart macht? Will ich hoffen, dass der Mechaniker mich versteht oder will ich, dass wir am Ende Freunde sind? Für mich war klar, dass ich Zweiteres möchte.
Von Anfang an habe ich mich also selbst ins kalte Wasser geschmissen und mit jeder Person gesprochen. Schon an unserem ersten Tag in Mexiko habe ich Gabriella gesagt, ich schaffe es schon irgendwie, eine SIM-Karte zu kaufen, und ging alleine. Mittlerweile, nach über einem Jahr in Mittelamerika, ist mein Spanisch ganz passabel. Ich kann mich mit allen unterhalten und verstehe auch die Witze.
Spanischunterricht in Medellín
Der nächste Schritt besteht jetzt darin, mein Strassen-Spanisch auf ein besseres Level zu bringen. Dafür besuche ich nun für zwei Wochen das Centro Catalina, eine Partnerschule von Boa Lingua in Medellín, Kolumbien. Dort werde ich endlich dem Subjuntivo auf die Schliche kommen!

Wie gesagt, es ist möglich, die Panamericana ohne Spanischkenntnisse zu befahren. Aber es macht sehr viel mehr Spass und ist mit Sicherheit ein intensiveres Erlebnis, wenn man sich unterhalten und verständlich machen kann.