Sprachaufenthalt Kapstadt Erfahrungsbericht von Nuria
Erfahrungsbericht
August, 2023 | Mara Duttweiler
«150 Rands, Ma’am!» Die Verkäuferin schaut mich auffordernd an. Sie wiegt auf und ab, um ihr Baby zu beruhigen. Sie hat es in einem bunten Tuch an ihren Körper gebunden. «Too much! 80!» Ich versuche zu verhandeln. Vor einer Woche habe ich ähnliche Ohrringe in einem Laden für 100 Rand gesehen. Sie lacht und schüttelt den Kopf: «120!» Ich bleibe hartnäckig: «90.» «No, No, Ma’am 110, my last offer!» Ich lege die Ohrringe hin und drehe mich zum Gehen um. «Allright, allright, 100!» Zufrieden gebe ich ihr das Geld und nehme die Ohrringe entgegen. Mir ist klar, dass ich wahrscheinlich noch tiefer hätte gehen können. Ich bin aber stolz, dass ich mich überhaupt getraut habe, zu verhandeln.
Bei meinem ersten Besuch am Greenmarket Square hätte ich alles zum erstgenannten Preis gekauft, wäre meine Schulfreundin Tonja aus Norwegen nicht dabei gewesen. Sie hat mir erklärt, wie man hier als Touristin schnell zu viel bezahlt. Nicht nur meine schweizerische Zurückhaltung, sondern auch meine mangelnde Sicherheit im Englischen, haben mich am Verhandeln gehindert. Mittlerweile habe ich jedoch beides überwunden.
Schmuck, Kleider und Allerlei am Greenmarket Square
Africa-Feeling im Klassenzimmer
Die EC Cape Town hat mich in Sachen Englisch weitergebracht. Während den ersten fünf Wochen besuche ich die Sprachschule. Wohl eine der schönsten Schulen, die ich je gesehen habe. Der Eingangsbereich ist gemütlich gestaltet mit bunten Sofas und Kissen. Überall sind traditionell afrikanische Dekorationen angebracht. Es ist hell, farbenfroh und freundlich. So fühle ich mich gleich wohl.
Auch in den Klassenzimmern herrscht eine lockere Atmosphäre. Die Lehrpersonen sind sehr hilfsbereit und offen. Und kompetent. Grammatik. Hörverständnis. Sprechübungen. Während den Lektionen wird alles abgedeckt. Ich persönlich mag den Lesezirkel am liebsten. Dabei lesen wir als Vorbereitung eine Kurzgeschichte und unterhalten uns in Kleingruppen darüber. Dabei wird vorab festgelegt, wer welche Rolle übernimmt bzw. wer welche Punkte genau anschaut. Ich freue mich besonders, als ich in der vierten Woche die Diskussion leiten darf. Genau mein Ding. Und Lesen gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.
Africa-Feeling im Klassenzimmer: so fällt Lernen einfach
Unmöglich? Gibt's nicht!
Mein aus der Schweiz mitgebrachter Lesestoff hält gerade mal zwei Wochen. Da muss ich in einem Buchladen in Kapstadt Nachschub besorgen. Auf Englisch natürlich. Zuerst bin ich etwas unsicher. Ist mein Englisch schon gut genug?
Ich entscheide mich für das Buch «Long Walk to Freedom», die Biografie von Nelson Mandela. Hier in Kapstadt und auch an der EC Cape Town ist Mandela überall präsent. Er hat das Land mit seinem Kampf gegen die Apartheid und später als Präsident nachhaltig geprägt. Seine Zitate zieren viele Wände und Mauern in Südafrika. Eines meiner Liebsten: «It always seems impossible, until it's done.»
So geht es mir oft. Auch mit dem Buch. Vor meinem Sprachaufenthalt hätte ich es für unmöglich gehalten, ein englisches Buch zu lesen. Und dann versuche ich es einfach. Ich muss zwar immer mal wieder einzelne Wörter nachschlagen. Aber bald schon komme ich zu den letzten Seiten und muss mir ein neues Buch besorgen. Das wird wohl wieder eines über die Geschichte Südafrikas sein. Ich möchte unbedingt mehr erfahren.
Stadt, Strand und (Wein-)Berge
Am liebsten lese ich am Strand in Camps Bay. Hier treffe ich mich oft mit Tonja und den übrigen Sprachschülern für entspannte Nachmittage. Die Atmosphäre ist super. Das Wasser eher kalt. Eine perfekte Abkühlung an den heissen Sommertagen.
Wenn ich mich von meinen Büchern lösen kann, erkunde ich Kapstadt. Es gibt unglaublich viel zu sehen. Von hippen Cafés und Läden an der Kloof Street zu edlen Sushi-Restaurants und Bars an der Waterfront. Von bunten Häusern in Bo-Kaap zu Grillfesten im Township. Jeder Tag ist anders. Und abwechslungsreich.
Mit Tonja treffe ich mich jeweils am Sonntag für eine Wanderung auf den Tafelberg. Es führen viele Wege auf den Hausberg Kapstadts. Einige sind steil und kurz, andere flach und lang. Beim ersten Mal entscheiden wir uns für einen eher steileren Weg. Im Zickzack geht es den Berg hinauf. Eigentlich bin ich nicht so unsportlich. Den Vorabend im Dubliner Pub an der Long Street spüre ich aber in den Knochen. Und im Magen. Ab der Hälfte fluche ich nur noch. Es ist heiss und das Wasser wird bald knapp. Nassgeschwitzt geht's über Stock und Stein. Ich bewundere die zahlreichen Einheimischen, die hier regelmässig hochwandern. Und das mit Schuhwerk, das jedes Schweizer Wanderenthusiasten-Herz bluten lässt. Ballerinas, Crocs und sogar Flipflops. Mir schmerzen die Füsse nur schon vom Zusehen. Aber es scheint, als seien sie es sich gewohnt.
Nach zwei Stunden kämpfen, gelangen wir oben an. Und gleich sind die Strapazen vergessen. Von hier oben sieht man über ganz Kapstadt. Die Waterfront, das Cape Town Stadium, die Long Street. Und den Lion's Head. Der andere Hausberg Kapstadts.
Lohnenswert: Die Sicht vom Tafelberg
Dorthinauf ist die Wanderung nicht so anstrengend. Die Aussicht aber ebenfalls unbezahlbar. Wir wandern einige Male hoch für den Sonnenuntergang. Bepackt mit Snacks und einer Flasche südafrikanischem Wein. Und natürlich mit einer Taschenlampe für den Rückweg im Dunkeln.
Apropos Wein. Südafrika hat eine grosse Auswahl an guten Weinen. Ein Ausflug ins nahe Stellenbosch ist während eines Sprachaufenthalts ein Muss. Die Schule hilft mir bei der Organisation. Ein Guide fährt uns in die ruhige Studentenstadt und zu ausgewählten Weingütern in der Region. So können wir ohne Bedenken Wein degustieren.
«Shosholoza» – mutig nach vorne schauen
Kapstadt überrascht mich täglich aufs Neue. Und auch ich überrasche mich selbst immer wieder. In den ersten paar Tagen war ich sehr schüchtern und unsicher. Beim Englisch sprechen. Im öffentlichen Verkehr und in der Schule. Doch diese Nuria gehört der Vergangenheit an. In Kapstadt bewege ich mich, als würde ich schon ewig hier leben. Ich spreche mit Menschen auf der Strasse und den Minibussen, verhandle mit den Verkäufern auf dem Markt und melde mich häufig während des Unterrichts.
Bei Sportveranstaltungen und in den Strassen hört man oft das Volkslied «Shosholoza». Das Wort bedeutet so viel wie «Mutig nach vorne schauen». Ich mag das Lied und die Bedeutung. Diese Einstellung möchte ich unbedingt mit in die Schweiz nehmen. Keine Angst haben, sondern mit Mut an Neues herangehen.
Bevor ich meine Rückreise in die Schweiz antrete, bereise ich Südafrika. Mit dem Auto fahre ich entlang der Garden Route. Ich besuche den südlichsten Punkt am Kap der Guten Hoffnung, geniesse Austern in Knysna und beobachte Surfer in Jeffreys Bay. Danach geht's nach Johannesburg und von dort auf Safari in den Krüger-Nationalpark zu den Löwen, Hippos und Zebras. Diese Reise ist der perfekte Abschluss der bisher besten Zeit meines Lebens!
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