Sprachaufenthalt New York Erfahrungsbericht von Judith
Erfahrungsbericht
Oktober, 2023 | Judith Widmer
«Cabin Crew please prepare for landing.» Jetzt wird es ernst. Vorfreudig blicke ich aus dem Fenster. Während die Distanz zum Boden immer kleiner wird, erblicke ich sie plötzlich. Die New Yorker Skyline. Das Adrenalin pulsiert in meinen Adern. Beim Näherkommen erkenne ich das unverkennbare One World Trade Center, das Empire State Building und die majestätische Freiheitsstatue. Gänsehaut macht sich breit. Ich kann es kaum erwarten, die Stadt von Nahem zu erkunden. Schon so lange habe ich davon geträumt. Einmal so wie Jennifer Lopez in Manhattan Lovestory der 5th Avenue entlanglaufen. Wie Kevin in Home Alone 2 im Central Park die Tauben füttern. Viele meiner Lieblingsfilme und Serien spielen im Big Apple. Und jetzt bin ich mittendrin. In meinem eigenen Blockbuster.
Durch den New Yorker Underground nach Little Dominican
Nach den klassischen Einreisehürden (und 1.5 Stunden anstehen bei der Passkontrolle) nehme ich den AirTrain in Richtung Innenstadt. Hier begegne ich bereits dem wahren New York. Die typischen U-Bahnstationen mit ihrem charmanten Chaos. Touristen, geschäftige New Yorker und Musiker mittendrin. Ich bin so fasziniert und voller Vorfreude, dass mir die August-Hitze hier im Untergrund gar nicht so viel ausmacht.
Nach etlichen Stationen erreiche ich mein Ziel. Nur noch wenige Meter zu Fuss und ich stehe vor dem Zuhause von Tony, Lisette und Tochter Amilia - ein New Yorker Brownstone House. Die braunen Backsteine und die Treppe vom Trottoir zur Eingangstür verleihen dem Gebäude einen nostalgischen Charme. Tony heisst mich willkommen. Er hilft mir mit meinem Gepäck, zeigt mir die Wohnung und erklärt mir das Sicherheitssystem. Er hat offensichtlich eine Leidenschaft für technische Gadgets. Für die Türen kriege ich keinen Schlüssel, sondern einen Code, den ich mir selbst aussuchen kann. Damit ich mir diesen auch einprägen kann.
Das Zimmer, wie auch die Wohnung, ist nicht besonders gross und sehr verwinkelt. Typisch für das Leben mitten in der Stadt. Genug Platz habe ich dennoch. Und wohl, fühle ich mich sofort. Als Begrüssung holt Tony eine Pizza um die Ecke. Ein New Yorker Pizza mit dünnem Boden und ganz viel Käse. Sehr lecker! Ich fühle mich wie in einer amerikanischen Sitcom. Irgendwie surreal, aber auf eine wundervolle Art und Weise.
Ich spüre den Jetlag und würde mich am liebsten gleich hinlegen. Aber ich kämpfe dagegen an und mache mich auf den Weg, die Gegend, die sich hier Little Dominican nennt, zu erkunden. Ich laufe die belebte Strasse entlang, vorbei an verschiedenen Shops, Supermarkets und bunten Beautysalons. Nach wenigen Minuten finde ich einen Park. Von hier aus habe ich einen wunderbaren Ausblick über die Stadt. Oder zumindest einen Teil davon. Hier erkenne ich erstmals die Dimensionen von New York. Unzählige Häuser reihen sich aneinander. Die Stadt scheint kein Ende zu haben.
New Yorker Pizza zur Begrüssung
New Yorker Sehenswürdigkeiten - Check!
Am nächsten Morgen bin ich um sieben wach – danke Jetlag. Voller Energie mache ich mich gleich auf in Richtung Downtown Manhattan. Natürlich mit der Subway. Die U-Bahn ist das Lebenselixier, das die Stadt am Laufen hält. Ich empfehle jedem, Wochen- oder Monatskarten zu kaufen. Bei den vielen Transfers hat man den Preis rasch herausgeholt. An der Haltestelle World Trade Center steige ich aus. Nun befinde ich mich mittendrin! Himmelhohe Wolkenkratzer, Einkaufszentren, Leuchtreklamen. Es ist heiss, über 30 Grad, und ich habe Gänsehaut. Alles ist überdimensional. Ich fühle mich wie ein Zwerg in einer Welt voller Giganten. In meinem Kopf spielt das Lied von Alicia Keys "New York! Concrete jungle where dreams are made of."
Natürlich mache ich gleich die ersten Fotos. Schon in der Schweiz habe ich mich vorbereitet und mir eine «Must-See-Liste» geschrieben. Als Erstes stehen das One World Trade Center, das bewegende 9/11 Memorial und das futuristische Shoppingcenter Oculus auf dem Plan. Zu Fuss gehe ich danach durch die belebten Strassen. Halte an, wenn ich etwas Tolles sehe und mache Fotos.
Nach nur kurzer Zeit komme ich ans Ufer des Hudson Rivers, wo am anderen Ende die Skyline von New Jersey in den Himmel ragt. Ich drehe meinen Kopf nach links und sehe von weitem die Freiheitsstaute. Diesen Anblick möchte ich unbedingt von Nahem erleben. Dem Fluss entlang spaziere ich zur Anlegestelle der Staten Island Ferry. Diese bringt mich zwar nicht direkt zur Freiheitsstatue, aber ich fahre nahe dran vorbei. So kann die Statue in Ruhe betrachten, Bilder machen und den Touristenströmen ausweichen.
Bereits in den ersten Stunden sammle ich so viele Eindrücke. Und der Tag ist noch lange nicht zu Ende. Gegen 16.00 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Times Square und der EC New York. Heute, Sonntag, treffen sich die neuen Sprachschüler für eine Stadttour. So lerne ich gleich einige meiner Mitschüler kennen. Gemeinsam mit einem Guide besuchen wir die berühmtesten Sites der Umgebung. Rockefeller Center, 5th Avenue, Bryant Park. Dabei komme ich mit Emanuel aus Deutschland und Hanna aus Österreich ins Gespräch. Es ist beruhigend zu wissen, dass man am bevorstehenden ersten Schultag bereits einige Gesichter kennen wird.
Kleingruppen in der Grossstadt
So ist der Start am nächsten Tag viel einfacher. Nach einem kurzen Einstufungstest geht es in die Klassen. Meine ist in der ersten Woche überschaubar. Sieben Schülerinnen und Schüler aus Italien, Japan und Taiwan. Dadurch ist der Unterricht sehr persönlich. Bei Diskussionen und Unterhaltungen kommt jeder zu Wort. Auf Fragen und Unklarheiten kann einfach eingegangen werden. Die Lektionen sind sehr aufgeweckt und unterhaltsam. Wir sprechen über kulturelle Unterschiede von den USA zu unseren Heimatländern, üben die Anwendung von «would have», schreiben Aufsätze oder machen Kahoot Quiz. Dabei frische ich nicht nur meine Englischkenntnisse auf, sondern lerne auch viel über New York und die Länder meiner Mitschüler. Allison bringt uns bei, wie man wie richtige New Yorker spricht. Die Taxifahrer nennen sie hier «cabbies». «Bodegas» sind die kleinen Lebensmittelläden, die man hier an fast jeder Ecke findet. Am meisten lachen wir über «Fuhgeddaboudit» - so schreiben sie hier «Forget about it» - Vergiss es! So vergehen die Schulstunden wie im Fluge.
New Yorker Slang und kultureller Austausch an der EC New York.
Dem Himmel so nah
Die Lunchbreaks verbringe ich mit meinen Mitschülerinnen und Mitschüler. Im Foodcourt im nahegelegenen Einkaufszentrum, im Pizza Place um die Ecke oder auch mal beim koreanisch-japanischen BBQ. Während des Essens planen wir unsere Nachmittage. Diese sind für mich nämlich schulfrei. Genug Zeit, meine NY-To-Do-Liste abzuhacken. Hier im Big Apple kann es nicht langweilig werden. Es gibt so viel zu sehen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Der geschäftige Financial District und die Wallstreet. Secondhandshops und alternative Cafés in Soho. Blumen, Bäume und Eichhörnchen im Central Park. Meatball-Subs, frittierter Fisch und frische Pasta im Chelsea Market. Die Liste ist lang und ich könnte noch ewig weiter aufzählen.
Eines meiner Highlights ist der Besuch auf dem Summit One Vanderbilt. Einer der neueren Super-Wolkenkratzer der Stadt. Egal in welcher Stadt, die himmelhohen Gebäude faszinieren mich immer wieder aufs Neue! Meine Aufregung auf dem Weg nach oben ist entsprechend gross. Und ich werde nicht enttäuscht. Hohe Glasfenster und Böden, Spiegelwände und einen einmaligen Ausblick über die Stadt. Direkt vor uns das wunderschöne Empire State Building, der Hudson River und wieder die unendlichen Weiten der Stadt. Die Sonne geht bald unter. Alles ist in ein oranges Licht getaucht und sieht aus wie in einem Gemälde. Hier oben, dem Himmel so nahe, fühle ich mich so dankbar, für alles, was ich erleben darf. Ein einmaliger Moment, den ich bestimmt nicht vergessen werde.
Judith auf Erkundungstour
Multi-kulti-New-York
Während meines Sprachaufenthaltes entdecke ich auch das andere New York. Abseits der grossen Touristenströme. Ob in den Wohngegenden von Little Dominican, den Outdoor Salsa-Parties am Pier 76 oder bei einem Strassenfest in Harlem. New York hat eine grosse Community an Einwanderern aus Lateinamerika. Besonders in bestimmten Bezirken der Stadt merkt man diesen Einfluss. Das bringt etwas Karibisches Flair in die Millionenmetropole. Auch meine Gastfamilie hat Wurzeln in Lateinamerika. Bei einem gemeinsamen Filmabend zaubert Tony extra ein leckeres Gericht aus seiner zweiten Heimat. Kochbananenpüree mit Fleisch und Reis. Ich liebe die Abwechslung. Die Gewürze und Aromen versetzen mich gedanklich nach Südamerika. Mir schmeckts! Und Tony freuts. Er und Lisette sind sehr bemüht, dass es uns Sprachschülern bei ihnen gut geht. Wenn ich sie morgens nicht sehe, schreiben sie mir oft und wünschen mir einen schönen Tag. Oder sie geben mir Tipps zu Aktivitäten. Wie auch die Filmnacht im Bryant Park.
Gemeinsam mit Freunden aus der Sprachschule sehen wir uns, inmitten von Geschäftsgebäuden und Wolkenkratzer, eine Komödie aus den 90er Jahren an. Ausgestattet mit Picknick-Decken und Snacks, geniessen wir den Abend. Der Film selbst ist nicht das Highlight. Dafür die Kulisse. Sommer in New York. Wie schön.
Movie-Night umgeben von Wolkenkratzer
Zwei Wochen rasen dahin wie die Subway in Manhattan. Viel zu schnell. Jeder Tag ist bepackt mit Eindrücken und Erlebnissen. Ausser den überall eiskalt eingestellten Klimaanlagen gibt es nichts, das ich nicht mag an New York. Ich werde auf alle Fälle zurückkommen. Aber vorerst bereise ich neue Plätze in den USA. An der Pennsylvania Station wartet mein Zug, der mich nach Boston bringt. Wieder sitze ich am Fenster und blicke nach Draussen. Die Fahrt ist abwechslungsreich. Flüsse, Wälder und natürlich Städte mit Hochhäusern. Wunderschön, aber nichts im Vergleich zu New York…
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